Das Bildungsministerium bekommt den Lehrkräftemangel nicht in den Griff. Sogar 1.400 Männer und Frauen ohne jegliche Lehramtsausbildung unterrichten zurzeit in Schleswig-Holsteins Schulen.
Um den Lehrkräftemangel in Schleswig-Holstein zu kaschieren, hangelt sich das Bildungsministerium von Notmaßnahme zu Notmaßnahme. Sogar 1.400 Männer und Frauen ohne jegliche Lehramtsausbildung unterrichten zurzeit in Schleswig-Holsteins Schulen. Daneben illustriert der Einsatz von Lehrkräften ohne abgeschlossenen Vorbereitungsdienst, Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern, Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern sowie Senior-Teachers: Das Bildungsministerium bekommt den Lehrkräftemangel nicht in den Griff. Entsprechende Zahlen lassen sich in den Antworten der Landesregierung auf mehrere Kleine Anfragen des SPD-Landtagsabgeordneten Martin Habersaat nachlesen.
Aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW verschärft sich die Situation noch dadurch, dass der Lehrkräftemangel sich nicht gleichmäßig über Regionen, Schularten, Schulen und Fächer verteilt. „Es gibt Schulen, an denen ein Fünftel der Lehrkräfte ohne eine entsprechende Ausbildung unterrichtet. So produziert die Landesregierung produziert bei Kindern und Jugendlichen ungleiche Bildungschancen. Die von Bildungsministerin Karin Prien immer wieder gerühmte angebliche Unterrichtsversorgung von über 100 Prozent wird letztlich nur auf Kosten der Unterrichtsqualität erbracht“, kritisierte die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke am Montag, 28. März 2022 in Kiel. Regional seien in erster Linie die Kreise Steinburg, Dithmarschen sowie das Hamburger Umland betroffen.
Besonders düster sieht die Lage an Förderzentren und in der Inklusion aus. Landesweit sind fast acht Prozent der Stellen für Sonderpädagoginnen und –pädagogen gar nicht besetzt, zehn Prozent der Stellen mit Personen ohne die erforderliche Ausbildung.
Der Blick übers Land verdeutlicht für die GEW-Landesvorsitzende das Versagen des Bildungsministeriums: „Eltern von Kindern mit Förderbedarf sollten sich ihren Wohnort ganz genau aussuchen. Denn in vielen Kreisen fallen viele Stunden schlichtweg aus oder werden nicht-fachgerecht unterrichtet.“ Im Kreis Segeberg seien 35 Prozent der Stellen für Förderschullehrkräfte nicht regulär besetzt, im Herzogtum Lauenburg 28 Prozent, in Pinneberg 26 Prozent, in Neumünster 26 Prozent, in Dithmarschen und Steinburg 20 Prozent. „Das ist Politikversagen zu Lasten der schwächsten Schülerinnen und Schüler. Denn gerade bei ihnen liegen besondere Lern- und Hilfebedarfe vor, für die zwingend gut qualifizierte Lehrkräfte notwendig sind. Wir brauchen ausgebildete Lehrkräfte überall im Land!“
Die GEW-Landesvorsitzende plädierte dafür, Zuschläge für Lehrkräfte in Mangelregionen zu zahlen. An den Universitäten müssten außerdem mehr Studienplätze bereitgestellt werden. Dringend erforderlich seien darüber hinaus bessere Arbeitsbedingungen in den Schulen: „So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Sonst haben immer mehr junge Leute keine Lust, den an sich schönen Beruf einer Lehrerin oder eines Lehrer zu ergreifen. Der Beruf muss wieder attraktiver werden. Eine Absenkung der Pflichtstunden ist dafür ein guter Schritt.“